Stel­lung­nah­me zum DFL-State­ment vom 08.02.2024

Am gest­ri­gen Don­ners­tag ver­öf­fent­lich­te die Deut­sche Fuß­ball Liga ein State­ment mit dem Titel „Vie­le Chan­cen für die Clubs, kei­ne Nach­tei­le für die Fans“. Fan­gen wir hier zunächst mit dem Posi­ti­ven an: Offen­sicht­lich zei­gen die Pro­tes­te Wir­kung. Offen­bar sah sich die Geschäfts­füh­rung genö­tigt, nach wochen­lan­gem Schwei­gen dem Pro­test mit einer Stel­lung­nah­me den Wind aus den Segeln zu neh­men. Ordent­lich dazu bei­getra­gen haben mit Sicher­heit die öffent­li­chen For­de­run­gen eini­ger Club­ver­tre­ter nach einer wei­te­ren Abstim­mung. Die selbst­herr­li­che Stel­lung­nah­me der DFL bie­tet dem­entspre­chend auf unse­rer Sei­te mehr Grund zum Kopf­schüt­teln, als dass sie zur Beru­hi­gung bei­tra­gen wür­de. Eini­ge kon­kre­te Aus­sa­gen wol­len wir im Fol­gen­den auf­grei­fen, schließ­lich bewei­sen die­se doch in wel­cher ver­kehr­ten Welt die Trei­ber hin­ter dem Deal umhergeistern.

„Mit­spra­che durch Fans und Mit­glie­der in den Ver­ei­nen gehö­ren wesent­lich zum deut­schen Fußball“

Immer­hin eine über­ra­schend posi­ti­ve Aus­sa­ge, die das Mit­spra­che­recht der Fans als wich­ti­ges Gut des deut­schen Fuß­balls anpreist. Über­ra­schend des­we­gen, da vor allem der Pro­zess rund um die Abstim­mung zum Inves­to­ren­ein­stieg mal wie­der gezeigt hat, wie wich­tig der DFL die Mei­nun­gen der Fans und Mit­glie­der sind. Fakt ist, dass bei der Ent­schei­dung hin­sicht­lich des Deals Mei­nun­gen der Fans igno­riert und bis zu den mas­si­ven Pro­tes­ten der ver­gan­ge­nen Wochen auch nicht beach­tet wur­den. Dabei hät­te bereits nach den unüber­seh­ba­ren Ein­wän­den unse­rer­seits im ver­gan­ge­nen Mai klar sein sol­len, dass die Anhän­ger­schaf­ten einer Finan­zie­rung durch Pri­va­te-Equi­ty-Inves­to­ren äußerst kri­tisch gegen­über­ste­hen. Umso bezeich­nen­der, dass die Ein­la­dung an Fan­or­ga­ni­sa­tio­nen auch erst Mona­te nach der ille­gi­ti­men Abstim­mung und den dar­aus resul­tie­ren­den mas­si­ven Pro­tes­ten erfolg­te. Ein Gespräch auf Augen­hö­he, bei dem die Mög­lich­keit zu Kom­pro­mis­sen besteht, sieht defi­ni­tiv anders aus. 

„Der deut­sche Weg: 50+1“

Was zu Beginn nur eine Ver­mu­tung dar­stell­te, ist mitt­ler­wei­le ein offe­nes Geheim­nis. Durch die „Ja“- Stim­me von Mar­tin Kind als Ver­tre­ter von Han­no­ver 96 wur­de klar ent­ge­gen der 50+1‑Regel gehan­delt. Soll­te der DFL also, wie in ihrem State­ment betont, der ver­meint­li­che „deut­sche Weg“ wich­tig sein, führt kein Weg an einer trans­pa­ren­ten Neu­ab­stim­mung vor­bei. Die Stim­me von Han­no­ver 96 muss hier­bei gemäß der Wei­sung des Mut­ter­ver­eins Han­no­ver 96 e.V. von vorn­her­ein als „Nein“ gewer­tet wer­den. Lei­der ist das Bekennt­nis zu 50+1 nur noch eine lee­re Wort­hül­se, aus­ge­höhlt von Son­der­re­ge­lun­gen und dem feh­len­den Wil­len der DFL ihrer Wäch­ter­funk­ti­on über die Ein­hal­tung der Vor­ga­ben nach­zu­kom­men. Das ein­zig exis­ten­te „Hor­ror­sze­na­rio“ fin­det wohl aktu­ell in der Zen­tra­le der DFL statt: Eine juris­ti­sche Über­prü­fung der Legi­ti­ma­ti­on der Abstim­mung zum Inves­to­ren­ein­stieg vom 11.12.2023!

„Es gibt kei­nen Ein­fluss eines Ver­mark­tungs­part­ners auf den sport­li­chen Wett­be­werb, Anstoß­zei­ten oder Spielorte“

Immer­hin fin­det sich hier eine inhalt­li­che Ver­tie­fung der viel­zi­tier­ten „roten Lini­en“, die der Öffent­lich­keit bis­her recht schwam­mig ver­kün­det wur­den. Lei­der wird ein Teil der Rea­li­tät bewusst ver­dreht. „Nach­hal­tig wirt­schaf­ten­de Clubs“ sind wohl eher eine Wunsch­vor­stel­lung – das Drän­gen Eini­ger auf Inves­ti­tio­nen Exter­ner ver­deut­licht schon recht ein­deu­tig, in wel­cher finan­zi­el­len Schief­la­ge sich vie­le der Ver­ei­ne befin­den. Rote Lini­en zäh­len erst dann etwas, wenn die­se dau­er­haft und glaub­wür­dig umge­setzt wer­den kön­nen. Weder wird einer der nun han­deln­den Prot­ago­nis­ten den Pro­zess über die nächs­ten zwan­zig Jah­re beglei­ten, noch wird der mög­li­che Inves­tor lang­fris­tig einer aus­blei­ben­den Pro­fit­schöp­fung taten­los zuse­hen. Immer­hin geht es sowohl Blackstone wie auch CVC um rei­ne Gewinn­ma­xi­mie­rung, nicht um den Erhalt des basis­ori­en­tier­ten Pro­fi­fuß­balls in Deutsch­land. Zum jet­zi­gen Zeit­punkt wird bewusst ver­mie­den über eine mög­li­che Auf­split­tung der Spiel­ta­ge zu spre­chen, doch wird gekonnt außen vor­ge­las­sen, dass eine indi­rek­te Ein­fluss­nah­me zur Erwirt­schaf­tung von beid­sei­tig pro­fi­ta­bler Gewinner­wirt­schaf­tung die Ver­ei­ne auf lan­ge Sicht zu eben genau die­sem Han­deln zwin­gen wird. In Vor­be­rei­tung auf die Rech­te­ver­ga­be ab der Sai­son 2025/2026 wur­de nicht umsonst eine Stei­ge­rung der fan­un­freund­li­chen Anstoß­zeit am Sonn­tag­abend um 19:30 Uhr, unter dem Deck­man­tel der Aus­wei­tung der inter­na­tio­na­len Club­wett­be­wer­be beschlos­sen. Ein Blick nach Frank­reich soll­te rei­chen, um die Mög­lich­kei­ten der indi­rek­ten Ein­fluss­nah­me, übri­gens eben­so durch den Inves­tor CVC, zu ver­deut­li­chen – selbst die dor­ti­gen Anti­kor­rup­ti­ons­be­hör­den ermit­teln inzwi­schen wegen der Moda­li­tä­ten rund um den Ein­stieg. Dem schnel­len Drang nach mehr Geld folgt oft die Not­wen­dig­keit, mehr Ver­än­de­rung zu wagen. Die­se Ver­än­de­run­gen wer­den uns Sta­di­ongän­ger wie so oft am här­tes­ten treffen.

„Die DFL sieht eine fal­sche Kommerzialisierung“

Was reflek­tiert und zunächst beschwich­ti­gend klingt, ist nicht mehr als hei­ße Luft. Wäh­rend man die Kom­mer­zia­li­sie­rungs­spi­ra­le auf dem Rücken der Mit­glie­der der Ver­ei­ne nahe­zu über­dreht, wird von einer ein­heit­li­chen euro­päi­schen Kader­kos­ten­ober­gren­ze geschwa­felt. Blan­ker Hohn, soll­te man doch hier zunächst vor der eige­nen Haus­tür keh­ren. Die Annah­me, man kön­ne in den ande­ren euro­päi­schen Top­li­gen das Rad zurück­dre­hen, ist an Absur­di­tät kaum noch zu über­bie­ten. Wer „auf eine gesun­de wirt­schaft­li­che Wei­ter­ent­wick­lung setzt“, soll­te zunächst den Wett­be­werb in den eige­nen Ligen fair gestal­ten. Dazu fin­den sich wie­der­holt kei­ne nach­voll­zieh­ba­ren Ansät­ze, was im Umkehr­schluss erneut die Fra­ge offen­lässt, wie rele­vant die Wün­sche der Basis für die DFL und ins­be­son­de­re deren Prä­si­di­um sind.

Die the­ma­ti­sier­ten Aus­sa­gen las­sen uns wie­der­holt mit einem düs­te­ren Gefühl in die Zukunft bli­cken. Eine ehr­li­che Auf­ar­bei­tung rund um die ille­gi­ti­me Abstim­mung im ver­gan­ge­nen Dezem­ber ist wie­der­holt ver­passt wor­den. Statt­des­sen wird ver­sucht das Bünd­nis der deut­schen Fan­sze­nen durch die Ein­la­dung zur Teil­nah­me an einer rei­nen Schein­de­bat­te zum Schwei­gen zu brin­gen. Unse­re For­de­rung nach einer trans­pa­ren­ten Neu­ab­stim­mung ist seit Wochen bekannt, nicht ein­mal eine Erwäh­nung war das der PR-Abtei­lung der DFL wert. Ein kla­res Zei­chen an uns, wenn auch nett for­mu­liert – ein Gesprächs­an­satz auf Augen­hö­he scheint sei­tens der Ver­ant­wor­tungs­trä­ger nicht erwünscht zu sein.

Seid euch bewusst: Die deut­schen Fan­sze­nen haben einen lan­gen Atem! Eure lee­ren Wor­te wer­den unse­ren Wider­stand gegen euer Vor­ha­ben nicht bre­chen! Wir sehen uns am Wochen­en­de in den Sta­di­en der Republik!