Nein zu Inves­to­ren in der DFL!

Es bleibt dabei: Nein zu Inves­to­ren in der DFL!

Der ers­te Anlauf einen Inves­tor für die DFL zu gewin­nen, ist im Früh­jahr die­ses Jah­res auf der Mit­glie­der­ver­samm­lung der DFL kra­chend geschei­tert. Nun unter­nimmt die DFL einen wei­te­ren Anlauf und möch­te am 11.12. eine Ent­schei­dung dar­über fäl­len, die Geschäfts­füh­rung erneut in Ver­hand­lun­gen mit poten­zi­el­len Inves­to­ren zu schi­cken und die­sen gleich­zei­tig die Voll­macht zur Unter­zeich­nung zu erteilen.

Beim ers­ten Blick auf das neue Vor­ha­ben bemerkt man, dass eini­ge Kri­tik­punk­te von uns Fans bei der DFL ange­kom­men sind, wich­ti­ge Kri­tik­punk­te aber unbe­ach­tet geblie­ben sind. Es ist bei­spiels­wei­se kei­ne Rede mehr von einem Aus­zah­lungs­topf, aus dem u.a. 300 Mil­lio­nen Euro zur frei­en Ver­fü­gung an die Ver­ei­ne gegan­gen wären, wel­che in ers­ter Linie der „Flu­tung des Mark­tes mit Geld“ gedient hät­ten. Die größ­ten Sor­gen von uns Fans wur­den zwar augen­schein­lich von der DFL erkannt, kön­nen uns jedoch auch durch den zwei­ten Vor­schlag für einen Inves­to­ren­ein­stieg nicht glaub­wür­dig genom­men wer­den. Die DFL mag beto­nen, dass die „Hoheit über Spiel­pla­nung und Anstoß­zei­ten“ auch in Zukunft bei der DFL lie­gen wird. Eine Aus­gleichs­zah­lung an die Ver­ei­ne für die Min­der­ein­nah­men durch die Betei­li­gung des Inves­tors an den zukünf­ti­gen Medi­en­erlö­sen ist jedoch nur für die nächs­ten fünf Jah­re ein­kal­ku­liert. Ver­ei­ne und Inves­tor wer­den also glei­cher­ma­ßen dar­auf ange­wie­sen sein, die Medi­en­erlö­se schon in den kom­men­den fünf Jah­ren um min­des­tens neun Pro­zent zu stei­gern, nur um den Sta­tus Quo zu erhal­ten. Eine Erklä­rung dafür, wie man die Medi­en­erlö­se kurz­fris­tig signi­fi­kant stei­gern will, auch ohne zusätz­li­che Anstoß­zei­ten zu schaf­fen, lie­fert die DFL nicht. Die Mecha­nis­men eines Inves­to­ren­ein­stiegs wer­den ver­meint­li­che „rote Lini­en“ schon bald ver­schie­ben, ohne dass es dafür Stimm­rechts­mehr­hei­ten des Inves­tors bedarf.

Auch der zwei­te Vor­schlag für einen Inves­to­ren­ein­stieg in der DFL wird von den Fan­sze­nen Deutsch­lands trotz der leich­ten Anpas­sun­gen abgelehnt!

Seit Jahr­zehn­ten kri­ti­sie­ren die Fans in Deutsch­land die zügel­lo­sen Aus­ma­ße der Kom­mer­zia­li­sie­rung. Spieler‑, Bera­ter- und Funk­tio­närs­ge­häl­ter haben mitt­ler­wei­le völ­lig unge­recht­fer­tig­te Sphä­ren erreicht und sind nicht soli­de gegen­fi­nan­ziert. Anders kann nicht erklärt wer­den, dass die Plä­ne des Mil­li­ar­den-Unter­neh­mens Pro­fi­fuß­balls nicht aus dem lau­fen­den Betrieb finan­ziert wer­den können.

Selbst wenn man die Ein­schät­zung teilt, dass die media­le Auf­be­rei­tung nicht gut ist, so bleibt doch die Fra­ge, ob man es sich hier nicht wie­der zu ein­fach macht. Alle ande­ren Pro­ble­me wer­den tot­ge­schwie­gen und die Lösung ist ein Inves­tor? Hier wird eine Kern­pro­ble­ma­tik der gan­zen Bran­che gespie­gelt. Seit Jah­ren ist die Ant­wort auf jedes Pro­blem in der Bun­des­li­ga das „Hin­zu­zie­hen von Part­nern“ aka Inves­to­ren. Anstatt das eige­ne Han­deln zu hin­ter­fra­gen, ist man im Kreis­lauf sei­nes unso­li­den und nicht nach­hal­ti­gen Wirt­schaf­tens, wel­ches einem erst neu­lich wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie mas­siv auf die Füße fiel, immer auf der Suche nach dem nächs­ten Geld­hahn. Hat man wirk­lich nur die­se eine Scha­blo­ne, um Pro­ble­me zu „lösen“ und sein Unter­neh­men zu füh­ren? Ist der Blick zu ver­engt auf die media­le Auf­be­rei­tung eines mäßig span­nen­den Wett­be­werbs? Die Bun­des­li­ga hat zahl­rei­che ande­re Pro­ble­me. Anstatt der um Mei­len ent­fern­ten Pre­mier League hin­ter­her zu hecheln und erneut auf eine schnel­le, exter­ne Finanz­sprit­ze zu set­zen, soll­te der Deut­sche Fuß­ball drin­gend eine eige­ne soli­de, nach­hal­ti­ge Visi­on mit der Besin­nung auf die eige­nen Stär­ken entwickeln.

Auch im neu­en Anlauf ist das Ziel klar: Das Rad der Kom­mer­zia­li­sie­rung soll wei­ter­ge­dreht wer­den. Doch ist dies nicht eine kla­re Zocke­rei? Alle Gedan­ken um einen neu­en Inves­tor basie­ren auf der Grund­an­nah­me, dass die Bun­des­li­ga wei­ter­hin ein attrak­ti­ves Pro­dukt dar­stellt sowie wei­te­res Wachs­tum mög­lich ist. Woher nimmt man bei der DFL die­se Gewiss­heit? Sorg­te in den letz­ten Jah­ren nicht gera­de die Über­kom­mer­zia­li­sie­rung des Fuß­balls für eine fort­schrei­ten­de Ent­frem­dung der Basis vom eins­ti­gen „Volks­sport Fuß­ball“? Sind die Pro­ble­me in ande­ren Län­dern wie Frank­reich oder Ita­li­en bei der gewünsch­ten Maxi­mie­rung der Ver­mark­tungs­er­lö­se an den han­deln­den Per­so­nen vor­bei gegangen?

Doch frei von die­sen grund­sätz­li­chen Ansich­ten blei­ben noch wei­te­re inhalt­li­che Fragezeichen.

Braucht die DFL wirk­lich einen Investor?

Es scheint wie ein schlech­ter Witz und ist doch nur ein erneu­ter Beweis dafür, wie mise­ra­bel und nicht nach­hal­tig im deut­schen Pro­fi­fuß­ball gewirt­schaf­tet wird, wenn man für die im Raum ste­hen­de Sum­me wirk­lich einen Inves­tor benö­ti­gen soll­te und die­ses Invest­ment nicht aus den eige­nen Mit­teln stem­men kann. Immer­hin erwirt­schaf­ten allein die acht­zehn Erst­li­gis­ten zusam­men einen jähr­li­chen Umsatz von über drei Mil­li­ar­den Euro.

Wer inves­tiert über­haupt mit wel­chem Geld?

Es gibt nach wie vor kei­ner­lei Trans­pa­renz, wer die poten­zi­el­len Inves­to­ren aus dem Bereich Pri­va­te Equi­ty sind. Jenen Pri­va­te Equi­ty-Inves­to­ren geht es prin­zi­pi­ell nur um Pro­fit um jeden Preis. Die DFL hat zudem über­haupt kei­nen Plan, oder sogar kein Inter­es­se, wie zen­tra­le Wer­te sicher­ge­stellt wer­den und die Mit­tel­her­kunft geprüft wer­den soll. Zumin­dest Tei­le des gro­ßen Gelds könn­ten aus Men­schen­rechts­ver­stö­ßen, Waf­fen­lie­fe­run­gen oder sons­ti­gen gesell­schaft­li­chen Pro­blem­fel­dern entstammen.

Zuschuss zu Auslandsreisen?

Auch hier fehlt jeg­li­che Trans­pa­renz, auf wel­cher Basis die­se Zuschüs­se aus­ge­zahlt wer­den. War­um ist dies über­haupt die Auf­ga­be der DFL? Wel­chen Mehr­wert ver­spricht man sich von einer Aus­lands­rei­se eines Clubs, des­sen Ein­zugs­ge­biet bereits inner­halb Deutsch­lands die eige­ne Regi­on kaum über­steigt? Wer­den ohne­hin schon zur Genü­ge ali­men­tier­te Clubs noch wei­ter unter­stützt, wenn sie ihr Trai­nings­la­ger in Zukunft bei mög­li­chen „Part­ner­clubs“ in New York oder Bra­si­li­en abhalten?

Unglei­che Ver­tei­lung der inter­na­tio­na­len Vermarktungserlöse!

Allen vor­an die inter­na­tio­na­le Ver­mark­tung wird von der DFL als Hebel für Mehr­ein­nah­men in Zukunft gese­hen. Eine wei­te­re Ver­tei­lung nach dem aktu­el­len Ver­ga­be­schlüs­sel, bei mög­li­cher­wei­se noch höhe­ren Ein­nah­men, wür­de den Sta­tus quo mehr als nur zemen­tie­ren. Die finan­zi­el­le Sche­re inner­halb der Ver­ei­ne, aber auch zwi­schen ers­ter und zwei­ter Bun­des­li­ga wür­de nur noch wei­ter aus­ein­an­der gehen.

Die Ent­schei­dung muss bei der Basis liegen!

Unter die­sen Vor­aus­set­zun­gen darf es kei­ne posi­ti­ve Abstim­mung über eine rei­ne Ver­hand­lungs­mas­se geben. Es gibt kei­nen Grund den DFL-Geschäfts­füh­rern einen Frei­fahrt­schein zum Ver­trags­ab­schluss zu geben. Wenn, dann muss über einen fer­ti­gen und unter­schrifts­rei­fen Ver­trags­ent­wurf mit einem der Öffent­lich­keit bekann­ten Part­ner abge­stimmt wer­den. Die Bestä­ti­gung des­sen, soll­te final aber nicht nur durch die Ver­tre­ter der zum Groß­teil aus­ge­glie­der­ten Kapi­tal­ge­sell­schaf­ten, son­dern durch die Mit­glie­der­ver­samm­lun­gen aller Stamm­ver­ei­ne der DFL erfolgen.

Die Fan­sze­nen Deutsch­lands im Dezem­ber 2023