Trikotblockfahne zum ersten Heimspiel
Zum Saisonauftakt gegen 1860 München wurde im K‑Block eine Trikotblockfahne mit der Aufschrift „Wehlend 0 % Identität“ hochgezogen. Was hat es damit auf sich?
Im März 2021 wurde bekannt, dass ab der Spielzeit 2021/2022 zusätzliche Rückenwerbung in der 3. Liga möglich sein wird. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir als Sportgemeinschaft bereits den direkten Wiederaufstieg in die 2.Liga fest im Blick. Ungeachtet dessen haben wir als Fanszene das Thema im Turnustreffen am 31. März 2021 angesprochen und thematisiert, da diese Art der Ausweitung von Trikotwerbung über kurz oder lang auch für die weiteren deutschen Profiligen denkbar sein wird.
Protokolliertes Ergebnis: in besagtem Turnustreffen wurde den anwesenden Fanvertretern, sowie Vertretern von Präsidium und Aufsichtsrates durch den SGD-Geschäftsführer Jürgen Wehlend mitgeteilt, dass man diese Art des neuen Trikotsponsorings intern kritische sehe, es unterm Strich die Wertigkeit des Hauptsponsors auf der Vorderseite mindert und selbst wenn man diese neue Art des Sponsorings schlussendlich doch aufgreifen müsse, dass dann Spieler- & Vereinsname stets auf dem Trikot erhalten bleiben werden.
Ein Jahr später und vier Tage vor dem ersten Heimspiel der Saison 2022/23 wurde uns allen nun das komplette Gegenteil vor die Nase gesetzt: unser Stadt- oder Vereinsname ist komplett vom Trikotrücken verschwunden. Ein weiteres Stück Identität ist von heute auf morgen entfernt worden.
Im gestrigen Turnustreffen hat Geschäftsführer Jürgen Wehlend erklärt „dass sich seit März 2021 bestimmte Dinge verändert haben“. Was sich jedoch nicht verändert hat ist die Emotionalität dieses Themas. Weder die Gremien, noch die Mitglieder oder Fanvertreter wurden im Vorfeld in diese sensible Entscheidung mit eingebunden, sondern einfach Fakten geschaffen. Unsere SG Dynamo Dresden verwandelt sich in den letzten Monaten immer mehr, immer weiter weg von einem Verein mit Besonderheiten, Ecken und Kanten — hin zu einem beliebig austauschbarem Fußballverein.
Dass diese Entwicklung hier im Dynamoland nicht gut ankommt, erkennt man selbst als Außenstehender an den schwachen Verkaufszahlen der Eintritts- und Jahreskarten für die neue Spielzeit. Es reicht eben nicht mehr, bei jeder Gelegenheit plakativ zu erwähnen: „Dynamo ist Dresden, Dresden ist Dynamo“ — sondern man muss die ganze Nummer auch wirklich leben.
Auf dem Dynamotrikot, unserer Visitenkarte mit der wir Woche für Woche deutschlandweit auftreten, wird der §2 unseres Leitbilds nun bis auf weiteres nicht mehr gelebt.