Ein Jahr 3. Liga und am Ende ein unvergessener Aufstieg
der SG Dynamo Dresden. Die Ambitionen waren von Anfang an klar definiert. Der sofortige
Wiederaufstieg war das Ziel.
Alles in allem bleibt die Aufstiegssaison eine zum Vergessen. Geisterspiele ohne Ende sorgten für viel
Frust und wenig selbst gesetzte Höhepunkte in der Rückrunde. Am entscheidenden Spieltag um den
Aufstieg wollte Fußball Dresden seine Mannschaft dann allerdings nicht mehr nur zu Hause vor der
Glotze unterstützen. Die Corona-Lage in Deutschland hatte sich zu diesem Zeitpunkt stabilisiert und
die letzte einschränkende „Schutzverordnung“ lief in wenigen Tagen aus. Dementsprechend war
schon in den Tagen vor dem Spiel überall im Dynamoland spürbar, dass es die Leute wieder ans
Stadion ziehen wird — auch deshalb, weil es genau ein Jahr zuvor beim Abstieg ebenfalls problemlos
möglich war.
Deswegen gab es im Vorfeld des Spiels viele Ideen und eine intensive Kommunikation zwischen
Verein und Fanvertretern darüber, wie man den Tag denn einigermaßen coronakonform über die
Bühne bringen könnte. Eine Dampferfahrt der Mannschaft, oder eine Fahrt mit dem offenen Bus
durch die ganze Innenstadt, wären beispielsweise sicher großartige Szenen gewesen und die Fans
hätten sich entlang der Strecke mit entsprechendem Abstand verteilen können. Dazu ist es aber
leider nicht gekommen.
Die Dresdner Behörden beharrten trotz weit gesunkener Infektionszahlen auf die sture Umsetzung
der auslaufenden Corona-Schutzverordnung und hatten jegliche Menschenansammlungen rund um
das Stadion verboten — und die Polizei entsprechend öffentlich und medial dazu aufgefordert, dieses
Verbot auch rigoros durchzusetzen. Wie naiv diese Haltung nach einem halben Jahr Lockdown und
dem zu diesem Zeitpunkt allgemein großem Frust auf die politischen Verantwortungsträger war,
brauchen wir an dieser Stelle sicherlich niemandem mehr erzählen. Das Ergebnis ist bekannt und hat
Dynamo Dresden und nicht zuletzt die Stadt Dresden wieder bundesweit in die Schlagzeilen
gebracht.
SGD — MEIN VEREIN
Keine Saison wie jede andere, das hat natürlich auch im Verein seine Spuren hinterlassen.
Hier haben wir als Fanszene in den letzten Monaten sicherlich auch nicht immer alles richtig gemacht
und womöglich zu wenig oder zu spät informiert. Daraus begründet sich auch diese Mitteilung an
Euch.
Auf Seiten des Vereins hat die Kommunikation mit uns Fans und Mitgliedern aber ebenfalls weiterhin
viel Luft nach oben. Ellenlage E‑Mails zur Mitgliederversammlung, bei denen die wichtigsten
Informationen unter den Tisch fallen, sind nur ein Beispiel. Keine oder sehr kurzfristige Informationen
zu öffentlichen Trainingseinheiten oder Testspielen könnten vermuten lassen, dass Fans nicht
unbedingt erforderlich sind. Sperrige Vorverkaufsinformationen haben so manche Fans verzweifeln
lassen. Die Bindung zwischen Fans und Verein ist somit geschwächt. Dem gilt es entgegenzuwirken
und eine Verbesserung in Gang zu setzen. Fanvertreter haben auf diese Missstände in den
zurückliegenden Wochen bereits ausdrücklich hingewiesen!
Ausrüster und Fanshop
Es herrschte große Euphorie in der Fanszene, als rund um Weihnachten 2020 durchsickerte, dass
UMBRO als neuer Ausrüster für die nächsten Spielzeiten gewonnen werden konnte. Der Euphorie
folgte dann aber schnell die Ernüchterung, weil der neue Ausrüster hier mit Ideen um die Ecke kam,
die in der aktuellen Gesamtsituation einfach nicht zu Dynamo Dresden passen. Wir brauchen als
Aufsteiger bspw. kein dekadent goldenes Vereinswappen auf dem schwarzen Auswärtstrikot und erst
recht keine blauen Trainingsklamotten, bei denen unser Vereinswappen auch noch vollkommen
weltfremd in blau-schwarz verunstaltet wird. Es wurde (mal wieder) versucht, das Vereinswappen
massentauglich zu verändern. Dieses Vorgehen lehnen wir strikt ab und werden auch in Zukunft
immer dafür kämpfen, dass unser Vereinswappen genau so bleibt, wie wir Fans es auf der
Mitgliederversammlung festgelegt haben. Wir möchten an dieser Stelle noch einmal an die
handelnden Personen appellieren: Dynamo Dresden ist kein Versuchskaninchen für angebliche
Marketingtrends aus China oder England! Tradition verpflichtet!
Finanzen
Der kleine Lichtblick am Horizont. Die Zeiten, in denen Dynamo Dresden alle Jahre wieder im März
mit Bürgschaften & Co. gegen die Insolvenz und für die neue Lizenz bei DFB/DFL gekämpft hat, sind
nun schon länger vorbei. Natürlich geht die Coronakrise wirtschaftlich nicht spurlos an unserem
Verein vorbei. Aber in den Jahren vor Corona wurde gut gewirtschaftet und ein Polster aufgebaut,
was uns hoffentlich mit einem blauen Auge durch diese Krise bringen wird.
Identität und Professionalisierung
Mit Eröffnung der Walter-Fritzsch-Akademie gibt es seit Sommer 2020 endlich professionelle
Trainingsmöglichkeiten, egal zu welcher Jahreszeit. Diese Errungenschaft ist maßgeblich mit Ralf
Minge verbunden. Die neue Anlage erfüllt Fans und Mitglieder gleichermaßen mit Stolz.
Auch das Personalkarussell dreht sich seither weiter. Neue Geschäftsführer und Angestellte sind Teil
der SGD. Dabei werden Stellen teilweise ohne Ausschreibung besetzt, dieses Vorgehen sehen wir
skeptisch. Dem gegenüber stehen die Abschiede verdienstvoller und langjähriger Mitarbeiter. Der
damit verbundene Verlust an Leidenschaft, Fingerspitzengefühl und Demut ist bereits spürbar.
Dynamo hat sich verändert. Eine fortschreitende Professionalisierung darf nicht auf Kosten der
Fannähe und Identität erfolgen. Den (neuen) Mitarbeitern und Führungskräften ist die Entwicklung
der SGD vom klammen Oberligaklub, zu einem der mitgliederstärksten Vereine im Osten, mit einem
modernen Hexenkessel, einem zeitgemäßen Trainingsgelände und stabilen wirtschaftlichen
Verhältnissen, zu erläutern. Bei Dynamo stellt sich nicht die Frage, ob man etwas erreicht hat,
sondern im Wesentlichen das wie. Dieses Verständnis, gepaart mit Leidenschaft und Demut, ist
wichtig für die zukünftige Entwicklung der Sportgemeinschaft.