Hallo Dynamofans,
seit letzter Woche ist klar, dass Markus Schubert unseren Verein verlassen wird. Die Enttäuschung über seinen Abgang ist groß, aber noch größer ist der Unmut über die Art und Weise seiner Entscheidung. Die folgenden Zeilen sollen aufzeigen, dass dieser mehr als berechtigt ist.
„Ich bin ein Dresdner Junge und Dynamo ist und bleibt mein Herzensverein. Ich trage die DNA des Vereins in mir […]“
Markus Schubert in der BILD, 29.04.19
„Die Fans sind die Macht? Dann gute Nacht!“
Sven Geisler, Sächsische Zeitung, 29.04.19
Nach 12 Monaten haben Verein und Fans den Kampf um Schubert verloren. Diverse Vertragsangebote seitens des Vereins sowie persönliche Nachrichten und Gespräche von Fans aus dem K‑Block sollten ihn zum Bleiben überreden. Der Verein legte im Wintertrainingslager dem Torhüter und seinem Berater Rico Glaubitz ein „anspruchsvolles Angebot“ vor. In persönlichen Nachrichten wurde immer wieder betont, dass alles offen wäre und auch ein möglicher Verbleib wurde in Aussicht gestellt. Am Ende war dies vergeudete Zeit, denn im Nachgang stellte sich alles als ein Spiel auf Zeit heraus, bei dem Ralf Minge in der letzten Woche die Reißleine zog. Was bleibt, ist ein Arschtritt für unseren Verein und uns Fans sowie eine ganze Menge neuer Baustellen.
Es sollte klar sein, dass sich die zweifelsohne deutliche Kritik nicht alleine gegen Markus Schubert richtet. Sein privates Umfeld und allen voran seine Berater um die Firma „11WINS“ aus München haben einen gehörigen Anteil an der Situation. Schubert ist in der Firma einer der Top 3‑Kunden und es drängt sich der Verdacht auf, dass hier ordentliche Kasse gemacht werden soll. Der Slogan der Firma „Kompetenz. Loyalität. Leidenschaft. — Werte die den Unterschied machen“ ist wie ein Schlag ins Gesicht des Verhandlungspartners Dynamo Dresden. Denn genau diese Werte sind es, die die Seite von Markus Schubert vermissen ließen.
“Dynamo Dresden ist ein Ausbildungsverein”
Markus Schubert steht wie kein anderer für den „Ausbildungsverein Dynamo Dresden“. In jungen Jahren zur SGD gewechselt, wurde er sukzessive aufgebaut. Berufliche Ausbildung und sportliche Perspektive — alles war darauf ausgerichtet, dass Markus Schubert zumindest für eine gewisse Zeit eines jener Dynamo-Gesichter werden würde, die den alten Ruf als Talentschmiede wiederherstellen sollten. Die Position des Torwarts wurde in den letzten Jahren mit kurzfristigen Leihgeschäften ausgefüllt und etwaige langfristige Lösungen wurden zu Gunsten Schuberts in den Hintergrund gedrängt.
Markus Schubert hat den Plänen des Vereins nun einen Strich durch die Rechnung gemacht und dabei jeglichen Anstand vermissen lassen, den man auch im heutigen Fußballgeschäft erwarten kann und besonders dann erwarten muss, wenn Spieler und Verein eine solche Verbundenheit haben.
Dass es auch zu einem Ausbildungsverein gehört, seinen Talenten irgendwann Lebewohl zu sagen, steht dabei außer Frage. Anzunehmen, dass ein Spieler, den man aufgebaut und gefördert hat, für immer bei einem Verein bleibt, wäre naiv. Im Gegenteil, es ist Sinn und Zweck dieses Konzeptes, seine ausgebildeten Spieler irgendwann zu verkaufen.
Wie es trotz der Gesetze des modernen Fußballs laufen kann, zeigten zuletzt die Abgänge von jungen Talenten wie Hauptmann und Stefaniak. Hier wurden die Verträge noch einmal mit einer festen Ausstiegsklausel verlängert. Es waren Abschiede, mit denen alle Beteiligten schweren Herzens leben konnten und die auch von den Fans als das hingenommen wurden, was sie sind – ein Teil des Geschäfts.
Auf Aktion folgt Reaktion
Markus Schubert hat sich mit seinem Verhalten für einen anderen Weg entschieden. Es entstand eine Hängepartie mit immer wiederkehrenden falschen Infos zum Verbleib gegenüber Freunden und Fans sowie Gerüchte über einen Wechsel in die Bundesliga nach Leipzig. Schubert hat mit seinem Verhalten eine entsprechende Reaktion provoziert. Und wie bei jeder Beziehung, in der Leidenschaft und Loyalität keine abgedroschenen „Slogans“ sind, sondern tatsächlich gelebt werden, fiel die Reaktion nun eben entsprechend drastisch aus.
Sich nun über das Wort „Hure“ zu echauffieren, ist nicht nur die blanke Heuchelei. Hier die Moralpolizei zu spielen wirkt vorgeschoben und scheinheilig und dient vermutlich dazu, von der eigenen, miserablen Leistung abzulenken. Dass sich Fußballer beim Training und im Spiel, von der 1. Liga bis runter zur FV Hafen Dritte, beleidigen, ist wahrlich nichts neues. Auf und neben dem Fußballplatz ist die Sprache derb.
Dass die Worte am vergangenen Freitag grob und nicht mit Honig ummantelt wurden, spiegelt aber vor allem den Unmut und die maßlose Enttäuschung über eine Person wieder, die hier von sehr vielen in den nächsten Jahren mit einer gewissen Erwartung als Identifikationsfigur verbunden war.
Und auch wenn nun Spieler wie Sören Gonther oder Journalisten wie Sven Geißler (SZ) aus dem Kopfschütteln nicht mehr herauskommen werden: genau das macht Dynamo Dresden aus!
Emotionen, Verbundenheit, Hingabe
Ganz offensichtlich reichen auch mehrere Jahre auf dem Platz oder Jahrzehnte auf der Pressetribüne nicht aus, um Dynamo Dresden zu verstehen. Die Abkehr vom Gästeblock und die Reaktionen in den Zeitungen zeugen von absoluter Unkenntnis sogenannter Führungsspieler und Experten. Ganz offensichtlich werden sie die Emotionen, die Verbundenheit und die Hingabe der Dynamofans nie nachvollziehen.
Es sind genau diese Emotionen, die nach einem 1:8 Debakel in Köln zu Szenen führen, als wäre man gerade Meister geworden. Es ist genau diese Verbundenheit, aus der man kurz vor Ende der Winterpause die Mannschaft in geheimen Treffen einschwört und absolute Unterstützung verspricht, solange die Mannschaft kämpft – und dieses Versprechen auch zwei Tage später nach einer desolaten Niederlage gegen Bielefeld aufrechterhält. Es ist die Hingabe, aus der heraus unsere Capos kurz vor Spielbeginn in der Kabine Ansprachen an die Mannschaft halten, um das Feuer in den Spielern zu entfachen, welches bei ausverkauften Haus und üppiger Bezahlung eigentlich längst lodern sollte.
Es ist daher in diesem Zusammenhang eine absolute Frechheit, wenn der Kapitän unseres Vereins zum wiederholten Male die fehlende Unterstützung beklagt und uns das Recht zu Unmutsbekundungen abspricht. Wir sollen die Regeln des Profigeschäfts akzeptieren? Dann akzeptiert Ihr bitte auch, dass es das gute Recht von uns Fans ist, unsere Meinung kundzutun.
Ein Alarmsignal
Die Vorgehensweise von Schubert & Co. ist einem sportlichen Vorbild für andere junge Spieler wie Kusej, Atilgan und Ehlers nicht im Geringsten würdig. Für den Verein sollte es ein Alarmsignal sein. Wenn das zu einer Blaupause künftiger Talente werden sollte, wäre nicht nur das Konzept „Ausbildungsverein“ zum Scheitern verurteilt. Es würde zu einer weiteren Entfremdung zwischen Fans und Verein führen, so wie es in vielen anderen Bundesliga GmbH‘s längst der Fall ist. Ein Verein wie Dynamo Dresden sollte sich deshalb genau überlegen, wie man einem solchen Verhalten in der Zukunft entgegensteuert. Werte wie Ehrlichkeit und ein Mindestmaß an Loyalität sollten auch in diesem dreckigen Fußballgeschäft nicht über Bord geworfen werden.
Wir Fans sind ein Teil dieses Vereins. So wie es jedem zusteht, der sich als Teil dieses Vereins betrachtet, Kritik vorzutragen, werden auch wir in Zukunft den Finger in die Wunde legen und dann unsere Meinung kundtun, wenn es unserer Ansicht nach nötig ist. Ohne Machtansprüche, sondern aus Verbundenheit zum Verein.
Denn am Ende gilt: „Nichts ist größer als der Verein!“ Und das sollte auch Schubert nach 10 Jahren bei seinem Herzensverein verstanden haben.
Die Fans von Dynamo sind eine Macht!